Das Wichtigste in Kürze
- Eine private Unfallversicherung kann eine sinnvolle Ergänzung zur gesetzlichen Unfallversicherung sein, insbesondere für Selbstständige und Freiberufler.
- Die private Unfallversicherung bietet finanziellen Schutz bei Unfällen und den daraus resultierenden Folgen.
- Sie zahlt eine einmalige Kapitalleistung oder eine Rente bei Invalidität infolge eines Unfalls.
- Versicherte können die Leistungen individuell anpassen.
Gesetzliche Unfallversicherung versus private Unfallversicherung
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) verzeichnete für das Jahr 2021 805.000 Arbeitsunfälle. Aber auch im privaten Umfeld – und gerade dort – können Unfälle passieren. Es kommt sogar nirgendwo anders zu so vielen Unfällen wie im Haushalt. Um für mögliche Schäden abgesichert zu sein, gibt es in Deutschland mit der gesetzlichen und der privaten Unfallversicherung zwei Arten von Unfallversicherungen.
Arbeitnehmer sind einen Großteil des Tages in der Regel über die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert. Für alle, die über keinen gesetzlichen Schutz verfügen, oder sich auch in ihrer Freizeit absichern möchten, eignet sich die private Unfallversicherung.
Wer ist in der gesetzlichen Unfallversicherung versichert?
- Selbstständige, lediglich landwirtschaftliche Unternehmer und Personen, die im Gesundheitswesen oder der Wohlfahrtspflege arbeiten, sind pflichtversichert. Freiberufler und Selbstständige können sich freiwillig bei der Berufsgenossenschaft versichern.
- selbstständige Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Heilpraktiker und Apotheker
- Beamte sind bei einem Dienstunfall in der Beamtenversorgung abgesichert.
Für wen ist eine private Unfallversicherung sinnvoll?
- Mindestalter: Viele Versicherer bieten Unfallversicherungen nur bis zu einem bestimmten Alter an.
- Risikoreiche Berufe: Menschen, die einen besonders risikoreichen Beruf ausüben, wie beispielsweise den des Stuntmans, können keine private Unfallversicherung abschließen.
- Risikoreiche Freizeitsportarten: Wenn Interessenten eine Freizeitsportart mit besonderen Risiken, zum Beispiel Flugsport, ausüben, können Sie sich nicht über eine private Unfallversicherung absichern.
Bei den genannten Ausnahmen sind unter Umständen Sondertarife notwendig.
Welche Leistungen zahlt die gesetzliche Unfallversicherung?
- Heilbehandlungen: Dazu gehören erforderliche Arzneien, Verbands- und Heilmittel, Aufenthalte im Krankenhaus oder in Reha-Einrichtungen, Physio- und Psychotherapie.
- Verletztengeld: Es beträgt 80 Prozent des entgangenen Bruttoentgelts bis zur Höhe des Nettolohns und wird für höchstens 78 Wochen gezahlt.
- Pflegegeld
- Unfallrente: Bei einer Erwerbsfähigkeit, die mindestens 20 Prozent gemindert ist, kann die Unfallversicherung eine Unfallrente zahlen. Der Gesundheitsschaden muss aber mindestens 26 Wochen lang andauern.
- Hinterbliebenenrente
Wann leistet die gesetzliche Unfallversicherung?
Die gesetzliche Unfallversicherung kommt für Arbeitsunfälle, Wegeunfälle und bestimmte Berufskrankheiten auf. Die gesetzliche Unfallversicherung bezieht sich auf:
- Arbeitsunfälle
- Betriebsausflüge, wenn die Veranstaltung allen Mitarbeitenden offensteht
- Berufskrankheiten, die durch den Beruf verursacht werden. Diese sind in der Berufskrankheiten-Verordnung (BVK) aufgelistet.
- Fortbildungen
- das Arbeiten im Homeoffice. Auch einen möglichen Unfall auf dem Weg vom Bett zum heimischen Schreibtisch hat das Bundessozialgericht mit Urteil vom 08. Dezember 2021 als Arbeitsunfall eingestuft (Az. B 2 U 4/21 R). Für das mobile Arbeiten gelten die gleichen Regelungen.
- Nicht versichert sind hingegen:
- Unfälle, die in der Freizeit passiert sind
- Gesundheitsschäden, die ohne äußere Einwirkung entstehen. Dazu gehört beispielsweise der Herzinfarkt am Schreibtisch.
- private Tätigkeiten, die zu Hause erledigt werden, wie das Entgegennehmen eines Paketes.
- Unfälle im Rahmen der Kinderbetreuung. Eine Ausnahme ist beispielsweise der Hin- und Rückweg in den Kindergarten.
Die 6 wichtigsten Gründe, einen Zusatzschutz über die private Unfallversicherung abzuschließen
- Die Lücke, die dadurch entsteht, dass gewisse Leistungen in der gesetzlichen Unfallversicherung nicht inbegriffen sind, ist groß.
- Selbstständige, Freiberufler und Rentner sind nicht in der gesetzlichen Unfallversicherung abgesichert. Sie haben keinen Versicherungsschutz bei Unfällen.
- Der Leistungsumfang der gesetzlichen Unfallversicherung ist beschränkt.
- Unfälle, die in der Freizeit passieren, sind nicht abgedeckt.
- Im Schadensfall leistet eine private Unfallversicherung eine einmalig vereinbarte Versicherungssumme. Darüber hinaus können Versicherte mit dem Versicherer eine Unfallrente vereinbaren, um so dauerhafte Leistungen aus der privaten Unfallversicherung zu erhalten.
- Die private Unfallversicherung sichert bestmöglich ab und leistet auch bei Arbeits- und Wegeunfällen. Hier zahlt der Versicherer die vereinbarte Versicherungssumme zusätzlich zur Leistung der gesetzlichen Unfallversicherung aus.
Leistungen der privaten Unfallversicherung
Prinzipiell gilt für die private Unfallversicherung der Grundsatz der Vertragsfreiheit. Das bedeutet, dass Versicherte die Leistungen ihres Vertrages frei wählen können. Dadurch können sie genau die Risiken abdecken, die ihnen wichtig sind und nicht in der gesetzlichen Unfallversicherung versicherbar sind.
Vorab vereinbaren Versicherte einen Beitrag, den ihnen der Versicherer im Schadensfall auszahlt. Wie hoch dieser Beitrag ausfällt, hängt unter anderem von der Schwere der gesundheitlichen Beeinträchtigung ab. Es besteht zudem die Möglichkeit, die Auszahlung einer Unfallrente festzulegen, die ihnen der Versicherer im Schadensfall monatlich auszahlt. Eine Kombination aus Einmalzahlung und monatlicher Unfallrente ist ebenfalls möglich. Weitere Fakten zu den Leistungen der privaten Unfallversicherung:
Auszahlung der Hauptleistung
Invaliditätsleistung
Übergangsleistung
Tagegeld
Krankenhaustagegeld
Todesfallleistung
Was kostet eine private Unfallversicherung?
Personen, die Tätigkeiten ausüben, die mit größerer körperlicher Belastung verbunden sind oder in denen sie mit gefährlichen Stoffen in Kontakt kommen, zählen zur Gefahrengruppe B. Sie zahlen eine höhere Prämie als Versicherte aus Gruppe A.
- Welche Versicherungsbausteine möchte der Versicherungsnehmer integrieren?
- Wie hoch soll die Invaliditätssumme ausfallen?
- Welche Service-Leistungen bietet der Versicherer?
- Wie alt ist der Versicherungsnehmer?
Private Unfallversicherung für Kinder
Laut einer Studie des Robert-Koch-Institutes sind Unfallverletzungen eine der größten Gesundheitsgefahren für Kinder und Jugendliche in Deutschland. Jedes achte verunfallte Kind verbrachte sogar mindestens eine Nacht im Krankenhaus. Die meisten Unfällen passieren im privaten Umfeld und nicht im Kindergarten oder in der Schule, wo sie durch die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert sind.
Eine private Unfallversicherung hingegen bietet Schutz für Freizeitaktivitäten der Kinder, zum Beispiel auf dem Spielplatz, im Sportverein oder auf der Straße. Sie springt außerdem ein, wenn Kinder durch einen Unfall dauerhafte Gesundheitsschäden davontragen.
So finden Sie eine geeignete private Unfallversicherung: unsere Tipps
Wählen Sie einen möglichst kleinen Mitwirkungsanteil
Die richtige Wahl der Progression ist entscheidend
Für bestimmte Berufe gibt es besondere Gliedertaxen
Häufige Fragen zur privaten Unfallversicherung
Welche Höhe sollte die Versicherungssumme der privaten Unfallversicherung betragen?
Als Grundsumme für die private Unfallversicherung empfiehlt sich das Zwei- bis Dreifache Ihres Brutto-Jahreseinkommens. Der Versicherer zahlt diese Summe in Abhängigkeit zur Höhe der Invalidität aus.
Beispiel: Wenn Sie sich zum Beispiel über 100. 000 Euro versichern und durch einen Unfall zu 50 Prozent schwerbehindert sind, erhalten Sie 50.000 Euro von Ihrer privaten Unfallversicherung.
Was leistet die private Unfallversicherung im Todesfall?
Sie sollten die Todesfallleistung hoch genug wählen, damit Ihre Angehörigen zum Beispiel die Bestattung bezahlen können. Für die langfristige Versorgung Ihrer Angehörigen im Todesfall durch einen Unfall bietet sich zusätzlich eine Risikolebensversicherung an.
Was ist in der Gliedertaxe festgelegt?
In der Gliedertaxe ist festgelegt, welche Verletzungen mit welchem Invaliditätsgrad korrespondiert. Je höher der Invaliditätsgrad – also je schwerwiegender die Verletzungen –, desto höher wird Ihr Finanzbedarf ausfallen. Besonders bei hohen Invaliditätsgraden erscheint die ausgezahlte Kapitalabfindung sehr gering im Vergleich zum erlittenen Verlust und den daraus resultierenden finanziellen Folgen. Die Höhe der Versicherungssumme sollte sich an Ihrem Alter orientieren – je jünger Sie sind, desto länger leben Sie im Fall eines Unfalls mit den Folgen.