von Buddenbrock - Krypto im Fußball: Erhalten virtuelle Währung einen nachhaltigen Aufschwung durch die WM?
Maureen Stum

Krypto im Fußball: Erhalten virtuelle Währungen einen nachhaltigen Aufschwung durch die WM?

Krypto und Fußball: Was wie eine ungleiche Verbindung klingt, hat sich insbesondere Anfang 2021 zu einer kurzzeitigen Erfolgsgeschichte entwickelt. Immer mehr Sportvereine sprangen auf den Hype auf. Auch die sogenannten Fan-Token erfreuten sich einer zunehmenden Beliebtheit. Mehr als ein Jahr nach dem Boom der virtuellen Währungen im Fußball ziehen wir mit Sascha Riemann, Experte der von Buddenbrock-Vermögensverwaltung, ein Fazit über die Zukunftsfähigkeit des Modells.

Denjenigen, die trotz der Boykott-Bewegung das ein oder andere Spiel der WM in Katar sahen, dürfte die Werbung von Crypto.com aufgefallen sein. Bereits im März dieses Jahres wurde die Kryptogeldbörse vom Weltfußballverband FIFA als offizieller Sponsor der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft präsentiert. Mit Crypto.com gehört erstmals ein Kryptounternehmen zu den Sponsoren der WM. Auch für die Handelsplattform selbst ist es der bislang größte Werbe-Coup – nachdem Crypto.com unter anderem in den internationalen Fußballligen, im Eishockey und in der Formel 1 als Sponsor engagiert ist.

Fan-Token: zukunftsweisende Entwicklung oder Produkt der Kommerzialisierung?

Durch die Fußball-WM erleben auch die Fan-Kryptos einen Boom. Laut der in Paris ansässigen Datenfirma Kaiko ist das tägliche Handelsvolumen für die Fußball-Kryptos im November im Schnitt auf rund 300 Millionen Dollar gestiegen. Noch im Oktober betrug es rund 32 Millionen. In der englischen Premier League beispielsweise haben fast alle Profi-Klubs eine kommerzielle Vereinbarung mit einem Unternehmen aus dem Krypto-Sektor. Besonders verbreitet sind sogenannte Non-Fungible-Tokens (kurz: NFT), also virtuelle Güter. Das können Trikots, Videos, aber auch Panini-Bilder sein.

Vorreiter der NFT sind die amerikanischen Profiligen, insbesondere die Basketballliga NBA. Aber auch Bundesligisten wie Eintracht Frankfurt, VfL Wolfsburg oder Werder Bremen bieten auf der Plattform „The Football Club“ digitale Versionen ihrer Trikots auf NFT-Basis an. Mit weltweiten Erlösen von rund 22,6 Milliarden Euro hat sich der NFT-Markt mittlerweile zu einem Milliardengeschäft entwickelt. Bei internationalen Vereinen wie Juventus Turin, Paris Saint Germain oder FC Barcelona können Fans NFTs sogar nur mit club-eigenen virtuellen Währungen, den Fan-Tokens, kaufen. Das Fan Token Offering (FTO) des FC Barcelona war bereits innerhalb von 20 Minuten ausverkauft und brachte 1,3 Millionen US-Dollar ein.

In Deutschland stieß die virtuelle Währung auf mächtigen Gegenwind. Im Dezember 2020 gab Borussia Dortmund die Lancierung eines eigenen Tokens bekannt. Mit diesem Vorhaben wäre der Bundesligist der erste deutsche Fußballverein mit einer eigenen Kryptowährung gewesen. Die Testphase kam allerdings in der Fanszene nicht gut an. Auch die Experten warnen vor der nicht gegebenen Sicherheit der virtuellen Währungen.

„Die Tokens – oder auch die gesamten Kryptowährungen – sind bei den Walletstores oder bei den Börsen hinterlegt, die allerdings nicht reguliert sind. Das ist so, als wenn Anleger ihr Geld bei einem fremden Nachbarn deponieren und darauf hoffen, dass die es irgendwann zurückbekommen. Solange es keine feste Regulierung dieser Währungen gibt, ist keine Sicherheit gegeben. Das wird bestimmt irgendwann kommen, heute ist es aber noch nicht so weit“, gibt Riemann zu bedenken.

Der tiefe Fall eines Krypto-Unternehmens

Dass die Sorge der Experten berechtigt ist, veranschaulicht ein prominentes Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit. Am 11. November meldete FTX Konkurs an. Dabei schien die Kryptobörse mit ihrem rasanten Aufstieg Erfolgsgeschichte zu schreiben. In nicht einmal drei Jahren erreichte das Unternehmen eine Bewertung von 32 Milliarden Dollar. Das Insolvenzverfahren von FTX trifft den Markt schwer. Einige Größen aus dem Sport und andere Prominente wurden in Verbindung mit dem Zusammenbruch des Firmenimperiums gebracht. Darunter Tom Brady und seine Ex-Frau Gisele Bündchen, die Golden State Warriors, Shaquille O’Neal, Steph Curry, Udonis Haslem und Larry David.

Für Brady, Bündchen und Curry könnte es sogar noch schlimmer kommen. Gegen sie ermittelt eine texanische Aufsichtsbehörde, weil sie für die Krypto-Börse Werbung gemacht haben. Der Verdacht: Verstöße gegen das Wertpapierrecht. „Am Beispiel von FTX sehen wir, wie schnell ein Großteil der Gelder weg sein kann. Brady hat nach Angaben der Presse um die 60 Millionen Dollar verloren. Bei einer Bank ist Geld zu festen Regeln hinterlegt. Das Geldinstitut sorgt für die Sicherheit. Das ist bei Krypto-Börsen nicht der Fall“, so Riemann.

Krypto als beliebtes Marketinginstrument

Wenn die Sicherheit derart eingeschränkt ist, warum gehen dann so viele Sportvereine eine Partnerschaft mit den umstrittenen Kryptobörsen ein? Viele Vereine erhoffen sich einen Imagegewinn. Mit der Zusammenarbeit soll der Ruf als zukunftsorientierter und technologiegetriebener Bundesligist gestärkt werden. Auch Krypto-Unternehmen erhoffen sich einen Vorteil durch die Zusammenarbeit. So hat Baby Doge im Februar dieses Jahres eine Partnerschaft mit der TSG Hoffenheim abgeschlossen. Die Motivation: Ein Ausbau der Präsenz im europäischen Raum. „Natürlich ist eine Partnerschaft für viele Sportvereine interessant, weil es um viel Geld geht. Ich denke aber, dass sich viele Sportler nach den neuesten Vorkommnissen von diesen Unternehmen distanzieren werden. Seinen Namen dafür verbrennen, möchte sicherlich niemand. Auch Brady hätte das im Nachhinein lieber nicht getan.“

Ganz gleich, ob die meisten virtuellen Währungen reine Objekte der Spekulation sind, ist der Fußball auf den Zug dieses Finanztrends aufgesprungen. Hier einige Beispiele: Russell Okung war der erste Spieler der National Football League (NFL), der die Hälfte seines Gehalts in Bitcoin bezog. Der Transfer des türkischen Spielers Faruk Kiroglu von Karasu Kültürspor zu Harunustaspor wurde als erster Klubwechsel der Geschichte mit Bitcoin beglichen. Auch Lionel Messi soll einen Teil seines Gehalts in Fan-Token ausgezahlt bekommen haben, was der Digitalwährung des Clubs zu einem immensen Anstieg verhalf. „Das sind berühmte Beispiele, ich denke aber trotz dessen, dass der Trend jetzt abnehmen wird. Aktuell kann ich mir nicht vorstellen, dass die Verbindung von Krypto und Fußball nachhaltig ist. Hierbei werden eher Marketing- und Werbezwecke verfolgt.“

Krypto-Boom im Fußball
Vor allem im Jahr 2021 gab es einen Krypto-Boom im Fußball. Doch wie nachhaltig ist das Modell?

Wie steht es um die Entwicklung der virtuellen Währungen?

Gerade die Corona-Pandemie veranlasste viele Sportvereine dazu, neue Ansätze zu erarbeiten, um mit ihren Fans zu interagieren und Umsätze zu generieren. Im letzten Jahr schien es so, als hätten sich die Fan-Token als eine neue Herangehensweise etabliert. „In der Pandemie sind viele auf den Zug aufgesprungen. Vereine haben den Hype mitgenommen. Jedoch haben Fans keinerlei Vorteile durch die Fan-Token. Die Entscheidungsmacht liegt so oder so beim Verein. In diesem Jahr ist der Hype zunehmend abgeflacht. Fan-Token scheinen zwar eine neue Herangehensweise zu sein, die Bindung zwischen Vereinen und Fans zu stärken, die Kommerzialisierung steht dabei aber im Vordergrund. Ich denke nicht, dass sich dieses Modell als dauerhafte Einnahmequelle etablieren wird.“

Vor allem das Insolvenzverfahren von FTX, das sich zum größten Krypto-Skandal der letzten Jahre entwickelt hat, wirkt sich negativ auf die virtuelle Welt der Währungen aus. „Wir konnten dieses Jahr ein Nachgeben der Märkte beobachten, was unter anderem mit dem Skandal in der Branche zusammenhängt. Die Inflation hat dazu geführt, dass wir bei Anleihen wieder Renditen haben, die über drei bis vier Prozent liegen. Der Einbruch der Märkte – vor allem die Technologiemärkte sind in diesem Jahr extrem zusammengefallen – führte zum Fall des Bitcoin-Kurses. Viele virtuelle Währungen haben bis zu 95 Prozent oder mehr an Wert verloren. Die Blase ist geplatzt.“

Nachdem sich der Markt nach den Verlusten Anfang 2022 leicht stabilisieren konnte, fiel der Bitcoin Mitte September auf den niedrigsten Stand seit drei Monaten. Auch die zweitgrößte Kryptowährung Ether war betroffen. „Laut Statista gab es im November 2022 9311 verschiedene Kryptowährungen. Im Vergleich dazu gibt es 160 normale Währungen. Solange so viele unterschiedliche Währungen im Markt vorhanden sind, ist es unmöglich, Vorhersagen zu treffen. Der Markt muss sich regulieren und bereinigen. Diese Regulierung wird weiter voranschreiten; viele Währungen werden in ein paar Monaten nicht mehr auf dem Markt sein. Es bleibt abzuwarten, wie die Unternehmen darauf reagieren.“

Sascha Riemann

Leiter des Portfolio- und Vermögensmanagements

Sascha Riemann - vonBuddenbrock

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