„Inflationsrate im September 2022 bei +10,0 %“: Diese Worte kann man der Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 13. Oktober entnehmen. Die Inflationsrate erhöht sich damit im September um 10,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Noch im August hat die Teuerung bei 7,9 Prozent gelegen. Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg und der Energiekrise können wir seit März dieses Jahres einen starken Anstieg beobachten.
Im Februar lag die Inflationsrate bei 5,1 Prozent, danach knackte sie die 7-Prozent-Marke und pendelte sich danach in diesem Bereich ein. Der derzeitige Anstieg ist aktuell monatlich so stark wie gewöhnlich in einem ganzen Jahr. Welche Auswirkungen das auf unseren Alltag hat und welche Faktoren die Inflationsrate beeinflussen, erfahren Sie im Folgenden.
Wann gab es zuletzt eine Inflationsrate auf diesem Niveau?
Inflationsraten auf diesem Niveau gab es in Deutschland zuletzt im Herbst 1951. Damals lag sie bei 11 Prozent. Noch nicht einmal in der Ölkrise der 1970er Jahre schossen die Preise derart drastisch in die Höhe. „Hauptursachen für die hohe Inflation sind nach wie vor enorme Preiserhöhungen bei den Energieprodukten. Aber wir beobachten zunehmend auch Preisanstiege bei vielen anderen Gütern, besonders bei den Nahrungsmitteln.
Zudem haben das auslaufende 9-Euro-Ticket und Tankrabatt den Preisauftrieb im September 2022 verstärkt. Diese zeitlich begrenzten Maßnahmen des zweiten Entlastungspakets hatten sich von Juni bis August 2022 dämpfend auf die Gesamtteuerung ausgewirkt“, erklärt Dr. Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamtes.
Einflüsse auf die Inflationsrate
Hauptgrund für den Preisanstieg der Energieprodukte ist der Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine am 24. Februar dieses Jahres. Auch Lieferengpässe beeinflussen seitdem die Inflationsrate, die zu teuren Waren, Dienstleistungen und Lebensmitteln führt. „Man darf nicht vergessen, dass Putins Offensivkrieg auf eine von Corona ausgelaugte Welt getroffen ist. Lieferketten stockten bereits und die Energiepreise kletterten schon vor dem Einmarsch“, so Stephan Seidenfad, Geschäftsführer der von Buddenbock Unternehmensgruppe.
Des Weiteren begünstigt das Auslaufen von zwei befristeten Maßnahmen des zweiten Entlastungspakets einen beschleunigten Preisanstieg: Am 31. August endete mit dem 9-Euro-Ticket ein befristetes Sonderangebot im öffentlichen Personennahverkehr, das seit dem 1. Juni in der gesamten Bundesrepublik galt. Am selben Tag endete zudem der Tankrabatt, durch den die Bundesregierung seit dem 1. Juni über eine Absenkung der Energiesteuern den Benzinpreis um 35 Cent und den Dieselpreis um 17 Cent vergünstigte. Die Statistikbehörde schätzte den dämpfenden Effekt dieser Maßnahmen auf rund einen Prozentpunkt.
Energie, Strom, Lebensmittel: Alles wird teurer
Noch deutlicher wird der Preisanstieg mit Blick auf die Energiekosten. Im September 2022 lagen die Preise für Energieprodukte mit 43,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats August. Ein besonders hoher Anstieg ist bei den Haushaltsenergien zu beobachten: Die Preise für Heizöl verdoppelten sich binnen Jahresfrist mit +108,4 Prozent, der Anstieg für Erdgas betrug +95,1 Prozent. Die Preise für Strom erhöhten sich um 21,0 Prozent, so die Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
Damit federte die Abschaffung der EEG-Umlage seit Juli 2022 die Strompreiserhöhung nur leicht ab. Auch bei den Lebensmitteln ist ein Preisanstieg erkennbar. Diese erhöhten sich im September 2022 um 18,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. „Nach meinem Sommerurlaub kostete ein halbes Pfund Bio-Butter plötzlich über drei Euro. Da habe ich die Inflation das erste Mal im Supermarkt wahrgenommen“, erinnert sich Seidenfad.
Entlastungen für Privathaushalte trotz hoher Inflationsrate?!
Im September wurde ein drittes Entlastungspaket von der Bundesregierung verabschiedet. Dieses beinhaltet indexwirksame Maßnahmen, zum Beispiel die Senkung der Umsatzsteuer auf Gas und Fernwärme. Die Auswirkungen werden sich aber frühestens in den Ergebnissen für den Berichtsmonat Oktober 2022 zeigen.
„Die Politik hat endlich ernsthaft reagiert. Nicht in jedem Punkt leicht durchschaubar, doch so, dass man in den Privathaushalten Entlastungen bei der Energieversorgung spüren wird. Für das kommende Jahr sind für Unternehmen und Verbraucher zwei Fragen von entscheidender Bedeutung: Wie verhalten sich die Zentralbanken? Risiko der Rezession versus Inflation. Und noch gewichtiger: was passiert in der Ukraine bzw. im Kreml?“