Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges gab es für Deutschland sowie für viele andere Länder ein böses Erwachen. Der Grund: die Abhängigkeit von russischer Energie. Erhebliche Preissteigerungen vor allem beim Gas, aber auch bei anderen Energieressourcen, beängstigen – vor allem in Hinblick auf den bevorstehenden Winter – die Bevölkerung. Die Frage: „Wie kann ich sparen?“, ist bei vielen allgegenwärtig. Im Folgenden erhalten Sie wirkungsvolle Tipps, wie Sie jetzt Rücklagen bilden können.
Deutschland in der Energiekrise
Gibt man in der Suchmaschine Google das Wort „Energiekrise“ ein, werden unschlagbare 1.540.000 Ergebnisse vorgeschlagen. „Energiekrise in Europa: Wie wahrscheinlich ist der Gasnotstand?“ oder „Energiekrise weltweit – Gefahr für die Weltwirtschaft?“, sind nur einige Beispiele für Treffer. Seit einigen Monaten begleitet uns das Wort durch den Alltag, wir werden in allen Medien mit den Auswirkungen der Knappheit der Energieträger und der immens steigenden Energiekosten konfrontiert. Die Energiekrise ist allgegenwärtig und hält seit dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine die Welt in Atem. Dabei waren die Vorboten der Energiekrise schon weit vor dem Ukraine-Krieg spürbar.
Rekordkälte, Temperaturrekorde, gedrosselte Gaslieferung: die Vorboten der Energiekrise
Zum einen ist der lange Winter 2020/2021 mit der zusammenhängenden Nachfrage nach Erdgas ein Auslöser. Auf einen eher durchschnittlichen Winterstart folgte ein Februar der Extreme: Nach der Rekordkälte verzeichneten wir innerhalb nur weniger Tage neue Temperaturrekorde, was zur Folge hatte, dass die Gasvorräte zum Großteil verbraucht wurden.
Aus einem wind- und sonnenarmen Sommer resultierte anschließend, dass wenig Solar- und Windenergie produziert wurde. Hinzukommend kämpften Hauptgaslieferanten in Europa mit Produktionsausfällen. Auch die Co2-Steuer trug ihren Teil zu den steigenden Energiepreisen bei. Zusätzlich ist die Nachfrage nach Erdgas seit Jahresbeginn 2021 weiter gestiegen – aus unterschiedlichen Gründen.
Eine gedrosselte Gaslieferung Russlands sorgte dafür, dass die Gasvorräte nicht wie gewohnt im Sommer vollständig aufgefüllt wurden. Mit dem Ukraine-Krieg verschärfte sich die Situation: Seit dem 24. Februar dieses Jahres reduzierte Russland die Gaslieferungen. Die Energiekrise kommt seitdem mit voller Wucht in den Haushalten der Welt an. Von einer Krise spricht man dabei, wenn der Energiebedarf mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und Reserven nicht mehr abgedeckt werden kann. Diese Verknappung hat weitreichende Auswirkungen auf das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben.
Die Energiekrise als reale, weltweite Bedrohung
Die Geschichte der letzten Jahrhunderte zeigt einige Beispiele solcher Krisen: Im 18. Jahrhundert herrschte in England aufgrund der übermäßigen Abholzung der Wälder für den Schiffsbau eine Holzknappheit. Die künstliche Verknappung des Öls verursachte einen explosionsartigen Preisanstieg, was wiederum in Ölkrisen Anfang und Ende der 1970er Jahre mündete. Sobald die natürlichen Grenzen eines Rohstoffs erreicht sind oder geopolitische Entwicklungen zu Engpässen führen, ist die Sicherheit der Energieversorgung bedroht.
Zurück zu dem jüngsten Beispiel, dem Krieg in der Ukraine, bedeutet das eine reale Bedrohung – die wir zwar tagtäglich wahrnehmen, die aber noch lange nicht in allen Köpfen angekommen ist. „Erstaunlicherweise wissen viele Menschen noch nicht mal, was sie für eine Heizung sie haben. Das Erste, was Mieter machen sollten, ist zu schauen, ob sie die Preissteigerungen überhaupt unmittelbar betreffen“, empfiehlt Stephan Seidenfad, Geschäftsführer der von Buddenbrock Unternehmensgruppe.
„Rund 40 Prozent unserer Kunden können kein Geld mehr zur Seite legen“
Nicht nur die Unwissenheit, sondern auch die Tatsache, dass die anstehenden Nachzahlungen viele Menschen hart treffen werden, verschlimmert die Situation zusehends. Bereits im Juli dieses Jahres schlug der Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg, Peter Schneider, Alarm. „Mittlerweile können rund 40 Prozent unserer Privatkundinnen und -kunden kein Geld mehr zur Seite legen“, hieß es in einem Statement.
„Diese Thematik muss man ernst nehmen. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass ein gewisser Prozentsatz der Bevölkerung leider ohnehin nicht die Möglichkeiten hat, Geld zu sparen. Studenten können beispielsweise wenig bis gar nichts sparen, genauso Rentner. Auch Geringverdiener und Hartz-IV-Empfänger haben nicht die Möglichkeit, Geld zur Seite zu legen. Wenn diese Problematik mit ihren Auswirkungen auf den Konsum und Investitionen im Mittelstand ankommt, wird es kritisch. Laut Statistik soll die Tendenz von 40 auf 50 oder 60 Prozent steigen“, so der Experte, der auf die Folgen hinweist: „Immer, wenn Krisen den Mittelstand erreichen, ist der Staat in der Handlungspflicht. So ist es eben auch bei der Corona-Pandemie passiert. Eine Lösung wird in Bezug auf die Energiekrise aber leider noch länger auf sich warten lassen.“
Präventive Maßnahmen gegen die Energiekrise: unsere Spartipps
Die gute Nachricht: Durch einige präventive Maßnahmen können wir schon jetzt handeln. Mit Blick auf die Nachzahlungen, die wir im März oder April 2023 erwarten können, lohnt es sich, schon heute aktiv zu werden und nicht erst abzuwarten. „Das beinhaltet die Einschränkung des Konsums. Mein Tipp ist, nachzuschauen, an welchen Stellen Geld eingespart werden kann.“ Das betrifft in erster Linie Produkte, die keinen unmittelbaren Einfluss auf unser Leben oder unsere Gesundheit haben.
„Vor allem für Menschen, die keine Rücklagen haben und diese auch nicht bilden können, eignen sich pragmatische Tipps: Einkaufslisten gewähren ein rationaleres Kaufverhalten und helfen, Impulseinkäufe zu vermeiden. Eine weitere Maßnahme ist es, vor der Bestellung bei einem Online-Riesen nochmal genau zu überlegen, ob man das Produkt oder den Kleidungsartikel wirklich benötigt. Konsumverzicht ist schwer, aber präventiver Konsumverzicht kann viel bewirken. Mit dieser Methode kann zumindest ein kleiner Spielraum geschaffen werden. Es ist wichtig, sich darauf zu konditionieren, dass die Energiekrise nicht von kurzer Dauer ist, sondern auch zwei oder gar drei Jahre anhalten kann.“
Beitragspausen als geeignete Alternative zur Kündigung
Eine einfache Faustformel kann hilfreich sein: „Ob Risikolebensversicherung oder Berufsunfähigkeitsversicherung: Hierbei geht es um die Gesundheit. An diesen Absicherungen zu sparen oder sie zu kündigen, ist nicht sinnvoll. Warum? Viele sind nicht mehr so gesund wie zu dem Zeitpunkt, an dem sie diese Versicherungen abgeschlossen haben. Selbst wenn sie erneut eine Versicherung abschließen können, dann zu einem deutlich höheren Preis. Eine bessere Alternative zur Kündigung ist es, mit dem Versicherer über eine Beitragspause zu verhandeln. So ist zwar kein Schutz mehr gegeben, die Versicherten haben aber in der Regel zu jederzeit die Chance, wieder einzusteigen.“
Beim Sparen gilt das Gleiche: Verträge, die Provisionen enthalten, und solche, die auf eine lange Laufzeit ausgelegt sind – wie zum Beispiel klassische Rentenversicherungen oder Betriebsrenten – sollten nicht gekündigt werden. Hier empfiehlt sich höchstens eine Beitragspause.
„Ansonsten schaden Versicherte nicht einem Berater, einer Firma oder einem Versicherungsunternehmen, sondern nur sich selbst. Auch Sparverträge wie ETF-Sparpläne oder Fonds-Sparpläne können ausgesetzt werden. In der Regel können Anleger diese wieder sehr flexibel fortführen“, rät Seidenfad, der abschließend auf die Gefahr der Nachzahlungen und die einhergehende Wichtigkeit von präventiven Maßnahmen hinweist: „Sie kommen für die Gesellschaft unvorbereitet. Alle gucken traurig, wenn plötzlich nur kaltes Wasser aus der Dusche kommt, die Heizung