Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Unternehmen nutzen ihre Position, um an der Entwicklung von zukunftsfähigen Praktiken mitzuwirken.
- Arbeitgeber können die Betriebsrente heute so gestalten, dass sie sinnstiftend ist.
- Unter dem Begriff „ESG“ werden die Verantwortungsbereiche von Unternehmen im Rahmen der Nachhaltigkeit definiert.
- Eine grüne Betriebsrente bezieht sich auf betriebliche Altersvorsorgeprogramme, die in nachhaltige, ökologisch verantwortungsvolle und ethisch handelnde Unternehmen und Projekte investieren.
Wieso nachhaltig investieren?
Heute lenken Unternehmen neben der Rendite mehr und mehr den Fokus auf Verantwortung und das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter. Immer häufiger trifft man in diesem Zusammenhang auf das Kürzel ESG, mit dem die Verantwortungsbereiche für Unternehmen hinsichtlich der Nachhaltigkeit definiert werden.
Hinter der Abkürzung steckt nicht nur eine EU-Verordnung, sondern eine zukunftsorientierte Idee: So steht das „E“ für Environment und beinhaltet beispielsweise die effiziente Nutzung von Energie und Rohstoffen. Das „S“ steht für Social und bezieht sich auf alle sozialen Themen, die innerhalb eines Unternehmens anfallen. Der dritte Buchstabe der Abkürzung, das „G“, steht für Governance und umfasst Aspekte der Unternehmensführung.
Die Vorreiterrolle von Unternehmen
Die Europäische Union hat klare Kriterien definiert, nach denen Unternehmen gemäß ESG (Umwelt, Soziales, Governance) operieren sollten, um Lösungen für eine Bessere Zukunft zu finden. Gerade Unternehmen können eine Vorreiterrolle einnehmen, indem sie den nötigen Systemwandel mitgestalten und beeinflussen. Das Vorhaben kann zwar kurzfristig mit Geld verbunden sein, Investitionen in ein gutes ESG-Verhalten zahlen sich allerdings auf lange Sicht in jederlei Hinsicht aus. Arbeitgeber zeigen dadurch nicht nur, dass sie mit der Zeit gehen, sondern tun dabei auch noch Gutes.
Experten-Tipp: Nachhaltigkeit wichtig bei Investitionsentscheidungen
„In den kommenden Jahrzehnten zeichnet sich ein Generationenwechsel ab, bei dem das Bewusstsein für Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle spielt. Junge Investoren richten ihre Anlageentscheidungen verstärkt nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit aus und bevorzugen entsprechend ausgerichtete Unternehmen. Obwohl ESG-Investitionen mittlerweile weit verbreitet sind und von Unternehmen positiv aufgenommen werden, mangelt es derzeit noch an einheitlichen Standards für ESG-Kennzahlen. Es ist jedoch zu erwarten, dass solche Standards in naher Zukunft etabliert werden. Wenn Unternehmen nun grün und nachhaltig investieren möchten, dann halten sie die ESG-Vorschriften ein.”
Stephan Seidenfad, bAV-Experte
Grüne Betriebsrente: Die Idee hinter der nachhaltigen Form der bAV
Für die Anbieter von staatlich geförderten Altersvorsorgeprodukten gibt es keine Vorgaben in Hinblick auf ethisch-ökologische Kriterien. Aus diesem Grund kam in der Betriebsrente Nachhaltigkeitsaspekten bislang noch keine große Bedeutung zu. Versicherer sind nach dem Versicherungsaufsichtsgesetz lediglich dazu verpflichtet, darüber zu informieren, inwieweit sie die Beiträge ethisch, sozial und ökologisch verwenden. In einer sich wandelnden Welt können allerdings auch für Themen wie der Vorsorge von Mitarbeitern nachhaltige, grüne Modelle immer wichtiger werden. Die Chance dazu gibt es schon heute:
- Bei der grünen Form der Betriebsrente investiert der Arbeitgeber und/oder der Arbeitnehmer in Projekte, die zu einer nachhaltigeren Wirtschaft beitragen.
- Solche Programme legen den Fokus darauf, dass die Kapitalanlagen nicht nur finanzielle Renditen erzielen, sondern auch positive Auswirkungen auf Umwelt (Environmental), soziale Belange (Social) und die Unternehmensführung (Governance) haben, bekannt unter dem Akronym ESG.
- Transparenz, Nachhaltigkeit und Investment-Performance schließen sich in der grünen Betriebsrente nicht mehr gegenseitig aus. Dadurch wird nicht nur für die zukünftige Rentenauszahlung gesorgt, sondern auch ein Beitrag zum Umweltschutz und zur sozialen Gerechtigkeit geleistet.
- Nachhaltigkeit im Sinne des ESG kann auch über die reine ökologische Nachhaltigkeit hinausgehen und zum Beispiel auf die Achtung von Menschenrechten, den Verzicht auf Kinderarbeit oder die Korruptionsbekämpfung abzielen.
Diese Kriterien muss eine grüne Betriebsrente erfüllen
Die grüne Betriebsrente setzt sich immer aus zwei Elementen zusammen:
- Kapitalanlage: Die Menge Geld, die angespart wird und die der Versicherer nicht zum Abbilden von Garantien braucht, wird in ETFs, Fonds oder Anlagen investiert, die primär nachhaltige Ziele verfolgen. Diese Angebote gibt es mittlerweile sehr häufig.
- Deckungsstock: Im Deckungsstock werden die Garantien abgebildet, also die Sicherheiten der Beiträge. Die ersten Anbieter auf dem deutschen Markt haben einen jungen Deckungsstock und ihre zukünftigen Investitionen so ausgerichtet, dass ein ESG-konformes Investment stattfinden kann.
Die Investitionen orientieren sich dabei idealerweise in der Kapitalanlage, also in der wirklichen Geldanlage, und auch im Deckungsstock daran, dass sie die ESG-Kriterien erfüllt werden. Sind beide Bereiche, Kapitalanlage und Deckungsstock, nachhaltig aufgestellt, sprechen wir von einer grünen Betriebsrente.
Fazit: Die grüne Betriebsrente ist zukunftsfähig
Die Betriebsrente ist nach der gesetzlichen Rente einer der zentralen und zukunftswirksamen Anker der deutschen Altersversorgung. Umso erfreulicher ist es, dass das Thema Nachhaltigkeit auch in der Finanzwelt Einzug gefunden hat. Es wird in Relation immer nur ein kleiner Beitrag sein, den Firmen mit der Gestaltung einer grünen Betriebsrente leisten können.
Durch die Entscheidung für eine grüne Betriebsrente erzielen Arbeitnehmer gleichermaßen wie Arbeitgeber einen langfristigen Impact: Da Arbeitnehmer aufgrund der nicht ausreichenden gesetzlichen Rente sowieso in ihre Altersvorsorge investieren müssen, könnten sie das mit Produkten tun, bei denen jeder Euro einer guten Sache zugutekommt – nämlich dem Erhalt unseres Planeten.