Beitragsgarantien in der bAV: sicherer Hafen oder Geldfalle?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Beitragsgarantien in der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) sind mehr als nur ein Versprechen.
- Sie beeinflussen die langfristige Sicherheit und Rendite der Altersvorsorge maßgeblich.
- Beitragsgarantien haben sowohl Vor- als auch Nachteile.
- Sie haben Auswirkungen speziell auf die Erträge der bAV.
Was sind Beitragsgarantien in der bAV?
Egal, ob klassische Kapitallebensversicherung, bAV oder private Rentenversicherung: In Deutschland ist ein Großteil der Versicherungen mit einer sogenannten Beitragsgarantie ausgestattet. Hierbei handelt es sich um eine vertragliche Zusicherung seitens des Anbieters, dass der eingezahlte Beitrag des Versicherten zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft in vollem Umfang oder zu einem festen Prozentsatz – häufig 80 Prozent – als „Mindestleistung“ zur Verfügung steht. Der Anbieter verpflichtet sich, das eingezahlte Kapital sowie gegebenenfalls erzielte Erträge auszuzahlen, unabhängig von den wirtschaftlichen Bedingungen oder den Entwicklungen an den Finanzmärkten.
Rendite versus Sicherheit: das Dilemma der Beitragsgarantien
Die Beitragsgarantie bietet Versicherten ein Mindestmaß an Sicherheit, da sie Verluste aufgrund von Marktschwankungen oder anderen wirtschaftlichen Faktoren verhindert. Insbesondere für sicherheitsorientierte Anleger und für Arbeitgeber in der bAV ist die Betragsgarantie eine attraktive Option, um ihr Kapital vor Verlusten zu schützen. Allerdings hat jede Sicherheit gleichzeitig ihren Preis.
Je nach Produktgestaltung müssen Anbieter defensiver investieren, so dass Beitragsgarantien in der Regel mit niedrigeren Renditen einhergehen. Dies führt häufig zu geringeren Erträgen in Vergleich zu anderen Anlageformen, die mehr Risiko eingehen. Darüber hinaus können Gebühren und Kosten für die Aufrechterhaltung der Garantie anfallen, die die Rendite weiter schmälern können.
Die Vorteile von Beitragsgarantien in der bAV
Es gibt Produkte, bei denen bei intelligenter Gestaltung die positiven Auswirkungen der Beitragsgarantien überwiegen. So ist es beispielsweise in der betrieblichen Altersvorsorge. Hier, wie auch bei Riester-Renten, sind die Beitragsgarantien bzw. Mindestleistungen sogar gesetzlich vorgeschrieben. Die sogenannte Einstandspflicht des Arbeitgebers im Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersvorsorge (BetrAVG) besagt, dass der Arbeitgeber für die Erfüllung der zugesagten Leistungen einsteht – unabhängig davon, ob das Kapital in einem Investmenttopf liegt oder das Geld in eine Versicherung fließt.
Da Arbeitgeber diese Garantie selten selbst erbringen wollen, ergibt sich der zweite Garantieteil der betrieblichen Altersvorsorge über die Einbindung eines Versicherers. Dieser baut, um die Haftung zu begrenzen, einen gewissen Rahmen an Beitragsgarantien. Nur so kann das Versicherungsunternehmen das, was der Arbeitnehmer im Rahmen der Entgeltumwandlung einzahlt, in der Auszahlung garantieren. Für diese Garantie verlangt der Versicherer einen gewissen Preis. Es gibt jedoch Konstellationen, die für die betriebliche Altersvorsorge trotzdem funktionieren.
Experten-Tipp:
Beitragsgarantien der bAV als Teil der intelligenten Produktgestaltung
„Bei einer guten bAV-Police weiß der Betriebsrentner zum einen, welcher Teil des eingezahlten Beitrages wirklich im Sparanteil des Produkts landet, zum Beispiel in einem ETF, einem Fonds oder einem Mix aus beidem. Zum anderen erfährt er, welchen Teil der Versicherer benötigt, um über Derivate, über seinen Deckungsstock oder über einen Mix aus beidem die eingezahlten Beiträge abzusichern. Bei einem transparenten, qualitativ hochwertigen Produkt landen je nach Gestaltung bis zu 80 Prozent gesichert im Investment. Unter diesen Umständen ist die Beitragsgarantie in der bAV vorteilhaft.
- Transparenz und Flexibilität gewährleisten Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Klarheit, wie investiert wird.
- Die Sicherheit entsteht wiederum durch die Langfristigkeit der Anlage und durch die Beitragsgarantie der bAV. Letztere wird auf der Kostenseite so klar dargestellt, dass Cash-Locks oder Reditekiller vermieden werden.
- Kauft ein Anleger gerade in einer Hochphase der Inflation zu teuer ein, riskiert er, dass die Entwertung des Geldes schneller zuschlägt, als Rendite erzeugt werden kann. Deshalb sollte bei der Produktgestaltung beachtet werden, dass über einen hohen Investmentanteil eine echte Renditechance für den Betriebsrentner besteht.
- Das Beste: durch eine solide Beitragsgarantie kann in transparenten bAV-Produkten der Anteil, der direkt in ETF oder Fonds investiert wird, riskanter investiert werden (z.B. in Aktienindizes) als bei einem Produkt, das die Sicherheit komplett aus Wertpapieren erarbeiten muss. Damit bekommt die Anlage eine hohe Dynamik und gerade bei jungen und mittelalten Anlegern eine hohe Renditechance bei minimiertem Risiko.”
Stephan Seidenfad, bAV-Experte
Fazit: In der bAV stimmt das Mittelmaß
Geht es um große Geldbeträge in der betrieblichen Altersvorsorge, ist die Angst vor Verlusten sowohl auf der Seite des Arbeitgebers als auch auf der des Arbeitnehmers vertreten. Für den Arbeitgeber sind Beitragsgarantien ein zentraler Faktor, um der Belegschaft die Sicherheit ihres angesparten Kapitals zu garantieren.
Wurde in der Betriebsrente viel Kapital angespart, kommt die emotionale Komponente hinzu. Plötzlich verschwindet das Ärgernis über die Kosten der Beitragsgarantien. Beitragsgarantien zu verteufeln ist genauso unangebracht, wie Beitragsgarantien gewaltsam zu schaffen. Gerade in der Starkphase des Sparens sind Beitragsgarantien unvorteilhaft, weil der Anleger auf Rendite-Chancen verzichtet. Anders ist es in der bAV: Die Zusatzrente verbindet bei richtiger Gestaltung Sicherheit durch die Einstandspflicht des Arbeitgebers und die Garantien mit Rendite und Performance-Chancen.
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